Sportart Obedience
Obedience (Gehorsam) ist die freudige Zusammenarbeit, das freudige Miteinander, von Hund und Mensch. Ein gut ausgebildeter Obedience Hund muss nicht arbeiten, er will arbeiten.
1949 wurde das erste Mal in England eine reine Gehorsamsprüfung durchgeführt, die aus einer Vielseitigkeitsprüfung ausgegliedert wurde. Bald darauf wurde dieser Gehorsamsteil als eigenständige Prüfung anerkannt. In Dänemark und den Niederlanden gibt es Obedience bereits 20 bzw. 30 Jahre. Nachdem alle anderen Grenznachbarn es spätestens in den 90er Jahren einführten, konnte auch Deutschland sich dem Einfluss dieser schönen Sportart nicht entziehen. Seit dem Jahr 2000 hat sich diese Sportart im HSVRM etabliert.
Im VdH Fulda wird seit Sommer 2004 für Obedience trainiert. Unsere Teams sind in allen Klassen auf zahlreichen Prüfungen bis hin zur Landes- und Deutschen Meisterschaft vertreten.
Eine Besonderheit des Obedience ist, dass ein Ringsteward vor der Ausführung jeder Übung genaue Anweisungen gibt. Es wird keine Übung eigenständig ausgeführt – wie bei anderen Prüfungen. Der Richter ist nur für die Bewertung zuständig.
Obedience ist eine Sportart, die grundsätzlich weder besondere körperliche Fitness des Menschen erfordert, noch ist sie an spezielle Rassen gebunden. In Prüfungen wird rassespezifisch bewertet (z.B. wird berücksichtigt, dass eine schwere Rasse wie ein Neufundländer etwas nicht so wieselflink ausführen kann wie ein leichtfüßiger, wendiger Malinois). Beim Obedience sind ein hohes Maß an Harmonie zwischen Hund und Hundeführer gefragt sowie Arbeitsbereitschaft und Sozialverträglichkeit des Hundes.
Das Obedience-Training ist vielfältig, abwechslungsreich und macht Hund und Hundeführer Spaß. Es kann bedenkenlos jedem empfohlen werden, der zusammen mit seinem Hund eine vielseitige interessante Sportart betreiben möchte. Auch ehrgeizige Hundesportler finden hier ein anspruchsvolles Betätigungsfeld.
Die Ausbildung der Hunde erfolgt ausschließlich über Motivation durch positive Verstärkung. Statt mit Strafe, wird mit Lob, Leckerli und Spielzeug gearbeitet: Hund und Hundeführer sollen Spaß beim Obedience haben. Im Grunde beruht Obedience auf modernen Ausbildungsmethoden in der Hundeerziehung. Dazu gehören u.a. kurze und klare möglichst freundliche Kommandos, Lob und (nur falls nötig) Tadel zum exakt richtigen Zeitpunkt und Training in kleinen Schritten.
In allen Klassen können bei jeder Übung zwischen 5 und 10 Punkten erreicht werden, die dann nach Wertigkeit der jeweiligen Übung mit dem entsprechenden Koeffizienten multipliziert werden.
Formwertnote | Punkte |
Vorzüglich | 256-320 |
Sehr gut | 224-255,5 |
Gut | 192-223,5 |
Gestartet werden kann in den folgenden fünf Leistungsstufen, auch Klassen genannt nach der seit 2022 gültigen Prüfungsordnung:
Leistungsstufe Beginner
In der Beginner-Klasse wird die Sozialverträglichkeit der Hunde untereinander sowie das unbefangene Verhalten gegenüber fremden Menschen überprüft, Für diese Übung werden mindestens 3 Teams zusammen im Ring getestet. Eine weitere Aufgabe in der Gruppe ist die Ablage über 2 Minuten. Als Einzelübungen werden eine kurze Fußarbeit sowie Sitz oder Platz aus der Bewegung gezeigt. Darüber hinaus wird ein Voraussenden in die Box (exakt vorgegebene Stelle, markiert durch 4 Pylonen und eine visuelle Linie), das Abrufen sowie ein Apport eines dem HF gehörenden ausgelegten Holzes verlangt, ebenso wie eine Distanzkontrolle mit 2 Wechseln (Sitz/Platz). Mit dem Umrunden einer 5 m entfernten Pylone endet die Beginnerprüfung.
Leistungsklasse 1
In dieser Leistungsklasse wird in der Gruppe 1 Minute Sitzen mit Sichtkontakt zum Hundeführer (HF) verlangt. Die Einzelübungen werden alle ohne Leine ausgeführt; Fußarbeit sowie Steh, Sitz oder Platz aus der Bewegung, Abrufen aus dem Platz und Senden in die Box. Außerdem Apportieren über eine Hürde, Distanzkontrolle mit 4 Wechseln und das Senden um eine jetzt 10 m entfernte Pylone.
Leistungsklasse 2
Die Gruppenübung in dieser Klasse ist das Abliegen über 2 Minuten, der HF ist außer Sicht. In der Freifolge werden alle Gangarten sowie Rückwärtsgehen gezeigt. Zwei der Positionen Steh, Sitz oder Platz aus der Bewegung sind in einer Übung zusammengefasst, beim Abrufen kommt erschwerend jetzt ein Zwischenstopp hinzu. Das Senden des Hundes in die Box wird von einem zusätzlichen Anschluss bei Fuß ergänzt, das Apportierholz wird mit einem zweiten ausgelegt und der Hund muss die Richtungsanweisung befolgen und in der Distanzkontrolle bereits 6 Wechsel (Steh, Sitz und Platz) in größerer Entfernung ausführen. Eine neue Übung in dieser Klasse ist die Geruchsunterscheidung (Identifizieren). Der Hundeführer erhält für etwa 10 Sekunden ein Hölzchen, das der Hund danach am Geruch erkennen und aus weiteren Hölzern heraussuchen muss. Eine weitere Übung ist das Umrunden einer Pylone mit anschließendem Stopp und Richtungssenden zu einer offenen oder geschlossenen Hürde, die der Hund überspringen muss (Vorübung für Übung 8 in der Klasse 3)
Leistungsklasse 3/FCI-Klasse
Hier werden 2 Gruppenübungen verlangt: 2 Minuten Absitzen außer Sicht, anschließend einzeln in die Position Platz rufen und nach einer weiteren Minute die Hunde einzeln abrufen. Die Freifolge gestaltet sich in dieser Klasse ausgiebiger, Winkel und Kehrtwendungen werden in allen 3 Gangarten gezeigt. Außerdem können Seiten- und Rückwärtsschritte sowie Winkel und Wendungen auf der Stelle verlangt werden, ebenso Rückwärtsgehen mit Winkel. Zwei der drei Positionen Steh, Sitz und Platz werden aus der Bewegung gefordert, der Hund wird aus einer Position abgeholt und aus der anderen abgerufen. Beim Abrufen wird der Hund zweimal gestoppt. Das Voraussenden ist eine komplexe Übung geworden: Zunächst wird der Hund zu einem 10 Meter entfernten Kreis geschickt und gestoppt, von dort aus weiter in die ca. 23 Meter entfernte Box ins Platz dirigiert, und während der HF sich durch den Ring bewegt wieder in die Fußposition gerufen. Apport mit Richtungsanweisung wird durch ein mittleres Holz in der Mitte erschwert.
Die Distanzkontrolle umfasst 6 Wechsel in wechselnder Reihenfolge, das Identifizieren ist beinahe identisch wie in der Klasse 2, jedoch können mehr Hölzer ausgelegt werden und die Form des Auslegens ist beliebig. Eine Herausforderung stellt die neue "Übung 8" dar: Der Hund wird zwischen zwei 5 m voneinander entfernt stehenden Hürden (offen/geschlossen) und zwei vor diesen Sprüngen ausgelegten Apporteln hindurch um eine Pylone herum gesendet, die 20 m entfernt steht. Danach wird er durch Steh, Sitz oder Platz gestoppt, und erst dann erhält der HF die Anweisung, über welche Hürde der Hund apportieren soll.
In den Leistungsklassen 1, 2 und 3 können die Übungen in beliebiger Reihenfolge gemischt werden, die jeweilige Reihenfolge ist dann für alle Starter einer Klasse identisch.
Seniorklasse
Diese Leistungsklasse besteht hauptsächlich aus Übungen der Klasse und 2 und ist darauf abgestimmt, auch älteren Hunden (über 8 Jahren) noch Prüfungschancen zu ermöglichen. In der Bewertung wird das Augenmerk nicht auf das Tempo in der Ausführung gelegt, sondern auf den Willen des Hundes mitzuarbeiten.